Kommunikationsmodelle

In meinem Projekt gilt es die verschiedenen Ebenen der Kommunikation zu beachten. In einem früheren Post habe ich schon über das entstandene "Armbandproblem" meines Projekts geschrieben. Dabei ging es um die Möglichkeit, die Tagesverfassung einer von chronischen Schmerzen betroffenen Person, mit Hilfe von farbigen Armbändern zu signalisieren. Weil es mehrere Ebenen gibt, widme ich mich nochmals den verschiednen Kommunikationsmodellen. So ergibt sich ein neuer Blickwinkel  auf das Kommunizieren der jeweiligen Tagesverfassung mit Hilfe von farbigen Armbändern.

Sender und Empfänger

Nach dem Kommunikationsmodell von Shannon und Weaver besteht eine Kommunikation aus mindestens folgenden sechs Elementen: Informationsquelle, Verschlüsselung, Nachricht, Kanal, Entschlüsselung, Empfänger. Die Nachrichten laufen über einen Kanal (verbal oder non-verbal) und sind verschlüsselt/codiert.

Eigene Darstellung nach Shannon und Weaver


Das vier Ohren Modell

Friedemann Schulz von Thun baut quasi auf dem Sender-Empfänger-Modell auf. Hier gibt es aber keine "Störfaktoren" sondern jede Botschaft besteht aus vier Kommunikationsebenen: Sachinhalt, Beziehungsebene, Appell und Selbstoffenbarung. Natürlich funktioniert dieses Modell auch in die "andere Richtung".

Eigene Darstellung nach Schulz von Thun

Die Sachebene gibt an, worüber man informiert. Hier kommunizieren wir über Fakten und Daten. Der Empfänger muss hier für sich entscheiden, ob der Sachinhalt wahr oder unwahr - wichtig oder unwichtig ist.

Die Beziehungsebene gibt Aufschluss darüber wie der Sprecher und der Hörer zueinander stehen . Der Sender kann durch die Art der Formulierung seiner Aussage, durch Körpersprache oder durch einen gewissen Tonfall zeigen, ob er den Empfänger wertschätzt, respektiert oder ob dieser ihm sogar gleichgültig ist.

Der Appell fordert den Empfänger meist zu einer Tat auf. Der Sender kann die Aufforderung offen oder verdeckt senden. Offen gesendete Appelle sind Bitten, Befehle oder Aufforderungen. Versteckt gesendete Aufforderungen sind meistens manipulativ und sollen den Empfänger durch schlechtes gewissen zu einer Tat bewegen.

Die Selbstoffenbarung gibt an, was der Sender von sich selbst offenbart. Der Sender gibt bei seiner Nachricht etwas persönliches preis, wie beispielsweise eigene Gefühle, Bedürfnisse, Ansichten, Werte usw. Diese Selbstoffenbarung kann sowohl absichtlich als auch unabsichtlich passieren. Entweder ist sie deutlich zu erkennen oder ist verdeckt in der Nachricht (zwischen den Zeilen) zu lesen.

Ein Beispiel:

Der Sender (Volksschulkind, von Rheuma betroffen) sendet die Nachricht "Ich habe Schmerzen" an den Empfänger, seinen besten Freund (ebenfalls Volksschulkind, gesund).

Sachebene: „Mir geht es heute schlecht.“

Beziehungsebene: „Ich brauche deine seelische Unterstützung.“

Appellebene: „Nimm heute besonders Rücksicht auf mich!“

Selbstoffenbarung: „Aufgrund meiner Schmerzen fühle ich mich schlecht und brauche deine Rücksicht.“

Das Eisberg-Modell

Das Kommunikationsmodell des Eisbergs wird häufig in der Angewandten Psychologie, der Pädagogik und Speziellen Betriebswirtschaftslehre besprochen. Das Eisberg-Modell besagt, dass 20 Prozent des Eisberges an der Oberfläche und somit sichtbar ist. 80% jedoch sind unter Wasser und nicht sichtbar. Vereinigungen von chronisch erkrankten Personen beschreiben, dass die sichtbaren und unsichtbaren Gefühle, Stimmungen, Schmerzen und Umstände sich wie beim Eisberg-Modell verteilen. 80% werden nicht mitgeteilt und bleiben unter der Oberfläche. Dies geschieht manchmal bewusst und manchmal unbewusst.

Weil die meisten Symptome einer "unsichtbaren Krankheit" nicht sichtbar sind, führt dies des öfteren zu Missverständnissen, ungewollter Ignoranz eines Gegenübers uvm. Die chronisch Kranken fühlen sich dadurch allein-gelassen und falsch verstanden.

In der Online-Community chronisch Kranker ist diese Darstellung sehr beliebt:


(Quelle: Molly's Fund)


Regeln der Kommunikation nach Rogers

Carl Rogers hat in seinen Regeln der "klientenzentrierten Gesprächstherapie" beschrieben, wie es gelingen kann die Perspektive des Gegenübers anzunehmen. Diese Regeln entwickelte er vorrangig für professionelle Beratung und Therapie, sie können aber auch in anderen sozialen Situationen angewendet werden. Für mein Masterprojekt ist es wichtig, Kindern zu vermitteln, wie sie sich in ihr Gegenüber hineindenken können.
Roger nimmt an, dass jeder Mensch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung strebt. BeraterInnen sollten deshalb folgende drei Verhaltensmerkmale (Säulen) aufweisen: einfühlendes Verstehen (Empathie), Echtheit (Kongruenz) und emotionale, positive Wertschätzung.

Eigene Darstellung nach Roger

"Die Säule Empathie fokussiert am stärksten darauf, wie die Perspektive Anderer erfolgreich übernommen werden kann und ist insofern für erfolgreiche Kommunikation besonders relevant. [...] Empathie ist durch zwei charakteristische Merkmale gekennzeichnet. Einerseits ist es wichtig, sich in den anderen hineinzuversetzen und seine Gefühle nachzuempfinden. Andererseits geht es darum, dem Gegenüber mitzuteilen, was man verstanden hat." ( Röhner; Schütz 2012:
"Psychologie der Kommunikation", S. 28)
Wie wichtig diese Mitteilung des Verstehens an das Gegenüber wirklich ist, belegt die heutige Psychotherapieforschung. PatientInnen beurteilen die Qualität ihrer Gesprächstherapie stärker nach der Kommunikationskompetenz der TherapeutInnen als danach, ob auf ihre Bedürfnisse eingegangen wurde. Laut Roger ist die Empathie die wichtigste der drei Säulen der Kommunikation.

Empathie, Kongruenz und Wertschätzung sollen den Kindern durch das Theater vermittelt werden. Um dies zu erreichen ist es sinnvoll das die Person, welche das Programm in den Volksschulen durchführt auch entsprechend geschult wird. 

Was ich hiervon mitnehme:

Empathie ist das Um und Auf in der Kommunikation. Egal welches Modell wir als Beispiel ansehen, wenn Empathie da ist, sind die Störfaktoren geringer, da sich das Gegenüber auch verstanden fühlt. Mit Empathie ist es auch leichter auf Wünsche des Gegenübers einzugehen.

Für mein Projekt wirft das nun folgende Fragen/Aufgaben/Feststellungen auf:
  • Es steckt immer mehr hinter einem einfachen Satz, als nur ein einfacher Satz (siehe 4-Ebenen-Modell). 
  • Es wird immer ignorantes Verhalten geben, wie gehen Kinder mit diesem um? Wie Erwachsene? Von wem kann man da etwas lernen?
  • Rollenspiele helfen dabei sich in das Gegenüber hineinzuversetzen - fördert also Empathie
  • Wie vermittle ich Empathie an Volksschulkinder und deren Lehrpersonen?
  • 􀀇􀂒􀂗􀂏􀃻􀂑􀂕􀂎􀂗􀂍􀂎􀂜Wenn das Grundverständnis für eine (oftmals komplexe) rheumatische Erkrankung vorhanden ist, dann dürfte das Ampelsystem der Armbänder trotzdem funktionieren.

Literatur die für diesen Blogeintrag relevant war:

  • Röhner, Jessica; Schütz, Astrid (2012): "Psychologie der Kommunikation" 2. Auflage, Wiesbaden: Springer
  • Schulz von Thun, Friedemann (2013): "Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen: Allgemeine Psychologie der Kommunikation", o.O.: Rowohlt Verlag GmbH
  • Schulz von Thun, Friedemann Zach, Katrin; Zoller, Karen (2012): "von A bis Z: Lexikon der Kommunikationspsychologie", o.O.: Rowohlt Verlag GmbH


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